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Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Do 1. Mai 2014, 19:41
von Alexander
Hallo Günther,

gute Reise zurück in die Heimat. Ich hoffe, die Eingewöhnung fällt nicht so schwer.

Grüsse
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 3. Mai 2014, 21:22
von Alexander
Noch einen kurzen Nachtrag zur Abschiebung:

Während meinem Verhör meinte einer der Polizisten: We love Sisi und er wollte nun wissen, was das auf Deutsch heisst. Ich übersetzte ihm den Satz und alle wiederholten mehrmals den Satz sowohl in Deutsch als auch in Englisch im Chor: We love Sisi , wir lieben Sisi und forderten mich auf in diesen Chor mit einzustimmen.

Ein eigenartiger Personenkult, der da betrieben wird.

Grüsse
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 3. Mai 2014, 21:52
von gast265
Ja, Menschen ...

Ach, von wegen Kult, hier ein Song:



Viele Grüße, Andreas

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 3. Mai 2014, 22:15
von Alexander
Yeahhhh, der ist drauf. yeahhhh bag in the dog haus. Der alte schmettert einen recht guten Blues auf seiner Klampfn :-)

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: So 4. Mai 2014, 10:58
von Akauka
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht über dieses unschöne Erlebnis.
Ich möchte nicht wissen, wie es den Kritikern aus anderen Foren ergangen wäre, wenn sie in diese Situation gekommen wären... Kann mir nicht vorstellen, dass sie genauso souverän reagiert hätten.

Und was das Einreiseverbot betrifft, hoffe auch ich, dass irgendwann Gras über die Sache gewachsen sein wird und du wieder in dein Lieblingsreiseland einreisen darfst.

Bis dahin bleibt nur: Andere Länder haben auch schöne Wüsten. Manchmal entdeckt man das erst so richtig, wenn man (hoffentlich nur vorübergehend) nicht mehr in die bevorzugte Wüste reisen darf.

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Mo 12. Mai 2014, 12:39
von steffen
ja ja das leidige fotografieren von vermeintlich hochbrisanten Gegebenheiten:
Autor Jörg Albrecht wird in Abu Dhabi festgehalten
http://www.derwesten.de/kultur/autor-jo ... 32850.html

Du bist nicht allein Alex.

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Mo 12. Mai 2014, 13:04
von Alexander
So gesehen hatte ich noch richtig Glück. Keine Vorführung beim Haftrichter, keine Kaution, kein Hausarrest und keine Fußfessenl. :shock:

Dabei gilt Dubai noch als "liberaler" Staat. Hoffentlich kann der Journalist bald wieder nach hause.

Grüsse
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 17. Mai 2014, 16:10
von Alexander
Letztes Wochenende hatte ich einige Schreiben an die Deutsche Botschaft in Kairo und an das ägyptische Tourismusministerium geschickt. Die Deutsche Botschaft hat sehr schnell geantwortet:
Die Deutsche Botschaft in Kairo hat geschrieben:Sehr geehrter Herr Axmann,

vielen Dank für Ihr o.g. Schreiben.

Ich bedauere, dass Sie während Ihres Aufenthalts in Ägypten derartige Schwierigkeiten mit den hiesigen Behörden hatten, die sogar zu Ihrer Abschiebung führten.

Ich selbst habe keine Kenntnis von Ihrem Fall, und auch eine Nachfrage beim Bereitschaftsdienst ergab, dass die Botschaft in diesem Fall - anders als sonst üblich - offenbar nicht kontaktiert wurde. Das mag daran liegen, dass die Abschiebung in diesem Fall umgehend durchgeführt wurde (auch wenn ich natürlich verstehe, dass acht Stunden Abschiebehaft für Sie subjektiv eine lange Zeit waren). Ansonsten dauern Abschiebungen ein bis zwei Wochen.

Grundsätzlich verfügt die Botschaft gegenüber den ägyptischen Behörden über keinerlei Durchgriffsrechte oder sonstige Einwirkungsmöglichkeiten.
Anders als Sie vermuten erhält sie auch keine detaillierten Informationen über die konkreten Hintergründe einer Abschiebung. Diese werden stets allgemein mit den Sicherheitsinteressen Ägyptens angegeben.Wie Sie richtig schreiben, sind die Sicherheitsbehörden gerade in diesen Zeiten derart sensibilisiert, dass auch aufgrund von scheinbar geringen Anlässen in der Sache hart durchgegriffen wird. In Abschiebefällen kann die Botschaft daher grundsätzlich nur vermittelnd tätig sein, etwa in Bezug auf erforderliche Ausweispapiere oder Flugtickets.

Auch auf Ihre Wiedereinreisemöglichkeiten hat die Botschaft keinen Einfluss, da Ägypten als souveräner Staat selbst darüber bestimmt, welche Personen einreisen dürfen. Hier kann ich Sie nur auf die ägyptische Botschaft in Berlin verweisen. Sollten Sie dort nicht weiterkommen, bleibt Ihnen letztlich nur die Möglichkeit, Ihre Interessen mit Hilfe eines hiesigen Rechtsanwalts gegenüber dem ägyptischen Staat zu vertreten. Eine Anwaltsliste finden Sie auf der Homepage der Botschaft.

--
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

XXXXXXXXX

Rechts-und Konsularreferat

Deutsche Botschaft Kairo
German Embassy Cairo

2, Sh. Berlin (off Sh. Hassan Sabri), Zamalek, Cairo
Telefon: +20 (0)2 2728-2000
Fax: +20 (0)2 2728-2037
E-Mail: rk-10@kair.diplo.de
Internet: http://www.kairo.diplo.de
Facebook: http://www.facebook.com/german.embassy.cairo
Wenn ich diesen Satz lese, dann wird mir wieder klar, wieviel Glück im Unglück ich eigentlich hatte: Ansonsten dauern Abschiebungen ein bis zwei Wochen.

Offensichtlich wurde die Deutsche Botschaft von den ägyptischen Behörden nicht informiert.

Vom ägyptischen Tourismusministerium hoffe ich zwar eine Antwort zu bekommen. Ich glaube aber nicht wirklich daran.

Grüsse
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 17. Mai 2014, 20:25
von Jürgen Kempe
Lieber Alexander,

was ist Dir da angetan worden! Jetzt, wo die Möglichkeiten, in die Sahara zu reisen, ohnehin minimalisiert sind, wird Dir die Rückkehr in Dein Lieblings-Wanderland auch noch verwehrt!

Der Stress dieser an Dir exikutierten Ausweisung und der vorangegangenen Verhöre müssen bestimmt heftig nachwirken; ich wünsche Dir, dass Du bald wieder die Nächte durchschlafen kannst. (Mir sind schon die beiden früheren Verbringungen auf Stationen von Polizei bzw. Geheimdienst [in DZ bzw. LY] heftig in die Glieder gefahren, ohne danach eingesperrt oder gar ausgewiesen worden zu sein.)

Deine Bilder sind wie immer wundersehnsuchtsbar und Deine Geherleistungen schwer beeindruckend.

Danke, dass ich zumindest durch die Berichte dabei sein darf! Gruss Jürgen Kempe

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 17. Mai 2014, 21:18
von emanuelberger
Hallo Alexander

Hut ab wie Du mit der Situation umgegangen bist.

Nach deinem Bericht bin ich nicht mehr traurig, dass unsere Transafrikareise wegen den Unruhen letztes Jahr nicht in Ägypten starten konnte. Wir werden es wahrscheinlich auch nicht vom Süden her versuchen. Schon nur die Probleme bei der Ein- und Ausreise mit einem Fahrzeug macht mich nicht gerade an.

Ob ich wieder im Rotenmeer tauchen werde ist auch fraglich, jedenfalls von Ägypten aus.

Gruss aus Limpopo-Südafrka
Emanuel

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 17. Mai 2014, 22:08
von Alexander
Lieber Jürgen,

vielen dank für deine Anteilnahme.

Eigentlich sind es nicht die Nachwirkungen, die mich beschäftigen, sofern man von Nachwirkungen psychischer Natur spricht. Die Verhöre waren nicht wirklich das Problem. Ich kenne mich damit aus, da ich in einem früheren Beruf damit zu tun hatte und wusste daher, was ich zu erwarten hatte und wie ich mich verhalten muss.

Was mich mehr beschäftigt ist die Tatsache, dass ich ein Land, dessen Natur und Menschen ich während den letzten Jahren lieb gewonnen habe nicht mehr betreten darf. Wenn ich dann noch dein Buch lese, was mich übrigens sehr beeindruckte, dann wird die Sehnsucht nach diesem Land besonders groß. Bei dieser Sehnsucht wird es wohl auch bleiben. Ich weiß, dass ich in Ägypten schöne Zeiten erlebt habe. Ich weiß aber auch, dass ich Freunde zurückgelassen habe, die ich vermutlich nicht wieder sehen werde. Das schmerzt sehr und der Schmerz wird wohl bleiben.

Grüsse
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: Sa 17. Mai 2014, 22:15
von Alexander
Hallo Emanuel,

das Reisen in diesen Länder wird nicht einfacher. Im Gegenteil. Ich und viele andere meiner Generation dürfen uns noch glücklich schätzen, dass wir diese Länder in einer Zeit bereisen durften, in der das noch mehr oder weniger gefahrlos möglich war. Diese Zeiten scheinen mit den ersten Entführungen 2003, den Revolutionen in einigen Ländern und der Ausbreitung des Terrorismus mittel- oder sogar langfristig vorbei zu sein.

Auch wenn man dann immer wieder hört, dass es auch andere schöne Alternativen gibt, dann mag das mit Sicherheit stimmen. Für viele ist es aber nur ein schwacher Trost, denn das Herz hat man eben an diese Gebiete verloren, die man immer gerne bereist hat. Vieleicht kommen ja wirklich wieder mal andere Zeiten. Zumindest für die Jungen unter uns.

Viele Grüsse nach Limpopo-Südafrka
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: So 18. Mai 2014, 00:40
von Hazi
Zitat aus Schreiben D Botschaft
"Sollten Sie dort nicht weiterkommen, bleibt Ihnen letztlich nur die Möglichkeit, Ihre Interessen mit Hilfe eines hiesigen Rechtsanwalts gegenüber dem ägyptischen Staat zu vertreten. Eine Anwaltsliste finden Sie auf der Homepage der Botschaft."

Na das ist eine Unterstützung. Wer geht schon in Deutschland mittels RA gegen Ägypten vor. Ist ja wohl irre dieser Vorschlag.
Ob man dadurch in Ägypten beliebter wird bzw. die Chancen steigen, dass man wieder einreisen darf, bezweifel ich aber mal ganz stark.
Die Folge wäre meiner Meinung nach, dass die Fronten aber absolut verhärtet werden oder die ägyptische Regierung sich ein Späßchen erlaubt. "Lassen wir ihn einreisen u. zeigen ihm wo der Hammer hängt sich mit uns anzulegen"
Da würde ich es mir noch einmal mehr verkneifen dorthin zu reisen, wenn ich mir das Recht mittels eines RAs erkämpft hätte.

Ich zweifel am Verstand des Schreibers.

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: So 18. Mai 2014, 08:03
von Alexander
Hallo Hazi,
Hazi hat geschrieben:"Lassen wir ihn einreisen u. zeigen ihm wo der Hammer hängt sich mit uns anzulegen"
Das hatte ich mir auch gedacht. Allerdings schon vor diesem Schreiben der Deutschen Botschaft.

Einen Rechtsanwalt damit zu beauftragen ist mit Sicherheit eine Möglichkeit, auf die mich die Botschaft aufmerksam machen wollte. Ob sie dann auch tatsächlich zum Erfolg führt, besonders unter den von dir geschilderten Umständen, steht auf einem anderen Blatt. Den Kontakt mit der Ägyptischen Botschaft in Deutschland herzustellen ist mit Sicherheit ein Vorschlag, den ich verfolgen werde.

Selbst wenn ich die Mitteilung bekommen würde, dass ich wieder nach Ägypten einreisen darf, besteht immer noch das Risiko von den ägyptischen Behörden aufs "Korn" genommen zu werden. Ich weiß nicht, wie der Informationsfluss bei diesen Behörden funktioniert. Das wäre aber ein Risiko, dass ich in kauf nehmen würde.

Warten wir es ab ;-)

Grüsse
Alexander

Re: Spionage: Ich wurde ausgewiesen aus Ägypten

Verfasst: So 18. Mai 2014, 13:40
von Wolfgang K
Hallo Alex,

Ein weiteres Problem dürfte sein, dass Dich drunten wohl schon einer weiter reingeritten haben dürfte. Du weißt wen ich meine...
Ein riesiger Mist das Ganze, zumal es absolut den Falschen trifft, bzw. keinen „falscheren“ :wink: treffen könnte.

Ich glaube auch, dass in der Sache „der Rechtsweg ausgeschlossen“ ist.
Nüchtern gesehen bis Du ja nicht wegen einer Handlung, sondern wegen der dahinter vermuteten Absicht ausgewiesen worden. Solange man diese Absicht („Spionage“) unterstellt oder vermutet steht das Problem unverrückbar im Raum und man kann ET keine Vorschriften machen wen sie ins Land lassen.

Sich über die Behandlung zu beschweren wird nichts bringen – eher im Gegenteil. Der einzige Weg zurück nach ET besteht in meinen Augen darin den Verdacht der „negativen Absicht“ zu zerstreuen ohne dass es für die „Gegenseite“ aussieht sie habe sich geirrt und sie müsse das zugeben.
Du wirst um einen Kotau und einer Entschuldigung für dein „Fehlverhalten“ und dafür jemandem unnötige „Arbeit“ gemacht zu haben nicht herumkommen – sofern du jemals Gelegenheit dazu bekommst.

Ist nicht logisch, aber pragmatisch.


Grüße
Wolfgang