Lust auf Architektur? Lust auf Ostsee? Dann auf nach Riga! Die Hauptstadt Lettlands bietet den perfekten Mix zwischen Strand und Stadt, zwischen alt und neu, zwischen Holzhaus, Jugendstil und Moderne. Wir nutzen das letzte April-Wochenende - bevor in Lettland die sommerliche Hochsaison startet - für einen Kurzausflug ins Baltikum.

Flug:
Ryanair ab Köln/Bonn, SA abends hin und DI spät abends wieder zurück

Transfer Airport nach Downtown Riga:
Direkt vor der Ankunftshalle des Airports Starptautiskā lidosta "Rīga" startet im Halbstundenrhythmus der einzige Linienbus vom Flughafen in die Stadt. Die Nr. 22 fährt bis "Rīgas starptautiskā autoosta" (Hauptbahnhof/Busbahnhof).

ÖPNV in Riga:
Der ÖPNV in Riga funktioniert sehr einfach. Fahrpläne sowie einen Routenplaner findet man online auf der Website Rīgas satiksme. Die Bustickets kosten beim Busfahrer 2,00 Euro, am Narvesen Kiosk 1,15 Euro. Kiosk gibts auch am Airport.

Unterkunft:
Wir entscheiden uns für das freundliche, sehr zentral aber dennoch sehr ruhig gelegene Jugendstil-Hotel "Art Hotel Laine": Art Hotel Laine - Website / Art Hotel Laine - booking.com. Gelegen inmitten der Neustadt "Centrs", dem Herz des Jugendstils. Anreise zum Hotel ab Airport mit dem Bus Nr. 22 bis Melnsila iela (Kalnciema), dort umsteigen in die 25 bis Lāčplēša iela. Oder Bus Nr. 22 bis Upesgrīvas iela/Spice, dann umsteigen in die 336 bis Baznīcas iela. Gleich um die Ecke liegt jeweils das Hotel.

Gepäckaufbewahrung:
Die Hotelrezeption ist 24/7 besetzt, von daher ist die Gepäckaufbewahrung nach dem Checkout kein Problem.

Reiseführer:
Um sich vorab etwas einzulesen empfiehlt sich Riga, Tallin, Vilnius aus dem Trescher-Verlag.


Narvesen Kiosk, überall in Riga zu finden. Im Airport und im Hauptbahnhof


und an so ziemlich jeder Straßenecke in der Stadt

Riga Ende April. Kaum zu glauben, aber es ist frühsommerlich warm in der Stadt! Lange sitzen wir am Samstag Abend nach unserer Ankunft noch draußen und genießen das lettische Bier.

Sonntag Morgen, ein Blick aus dem Fenster: Traumwetter! Nach dem Frühstück entscheiden wir ganz spontan das zu tun, was jeder Bewohner Rigas Sonntags bei diesem Traumwetter macht: wir fahren raus ans Meer, die Besichtigung der Stadt muss warten

Am einfachsten geht das mit der Bahn. Also auf zum Bahnhof


Der Narvesen Kiosk nützt uns jetzt nichts, wir stellen uns am normalen Fahrkartenschalter an. Ich versuche mein Glück mit der Aussprache von Jūrmala: "two tickets to Dschurmahla". In hartem Ton tönt es von der Dame hinter der Glasscheibe "Jurrrrmalllla" - gesprochen mit mindestens 4 r und 4 l Verstanden Wir erhalten unsere Tickets, Hin- und Rückfahrt 2,70 Euro pro Person. Dann besteigen wir das gelbe Monster, das uns gleich zur Ostsee bringen wird. Die Tritte des Zugs sind für Schuhgröße kleiner 35 gedacht, die Höhe der Stufen für Goliaths von mindestens 2,50 m Körpergröße und entsprechender Beinlänge Schnell füllt sich der Waggon und wir sind froh um unsere Sitzplätze


Jurmala erstreckt sich über mehrere Kilometer entland des Rigaischen Meerbusens. Wir steigen aus in Majori, dem Ostseebad mit den hübschen alten Badehäusern und Villen


bunt lackierten Holzhäusern als Sommerresidenzen


und einer 2 km langen Fußgängerzone, die Sonntags bei einem Wetter wie diesem überquillt vor Menschen. Die Außengastronomie der Kaffeehäuser hat Hochkonjunktur, genauso wie die Eiscremeverkäufer und die Souvenirshops. In Lettland ist der Sommer eingeläutet!


Auch am Meer


Der kilometerlange super saubere weiße Sandstrand lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein


Jurmala damals


Als die ersten zurück Richtung Riga aufbrechen, tuen wir es ihnen gleich, bevor die Bahn nachher aus allen Nähten platzt. Gute 30 Minuten braucht der Zug von Majori zurück in die Hauptstadt

Riga ist mit 700.000 Einwohnern die größte Stadt des Baltikums. Dennoch wirkt Riga kein bißchen groß. Vielleicht auch deshalb, weil die einzelnen Stadtteile zwar nah beieinander liegen, aber dennoch irgendwie abgegrenzt sind. Dadurch kommt einem jeder Bezirk für sich klein und übersichtlich vor.

Die Altstadt - hauptsächlich Fußgängerzone - besticht durch schmale Gassen und wunderbar restaurierte Hansehäuser mit verspielten Türmchen und Zinnen


Das Katzen-Haus. Angeblich wurde die auf dem Dach sitzende Mieze nur deshalb dort platziert, damit sie nach einem Streit den Gildehäusern den Allerwertesten hinstrecken konnte. Als die Unstimmigkeit beigelegt wurde, hat man die Richtung der Katzen auf dem Dach gedreht


An beinahe jedem Haus hat man das Bedürfnis stehen zu bleiben und zu staunen


Oft fühlen wir uns wie in einem Puppenstubenland, so bildschön verspielt sind die Fassaden


wie z.B. die der "Drei Brüder"


Immer wieder lohnt ein Blick nach oben


und manchmal auch nach innen


Das mit Abstand meist fotografierte Haus Rigas ist das Schwarzhäupterhaus. 1334 erbaut als Versammlungsort der Großen Gilde, leicht beschädigt im zweiten Weltkrieg und anschließend von den Sowjets gesprengt. Seit 10 Jahren erstrahlt das Haus wieder in neuem Glanz und Reisegruppe nach Reisegruppe macht ihre Aufwartung


Detail am Schwarzhäupterhaus


Rigas Altstadt ist ein Touristenmagnet, ähnlich der Altstadt Kölns! Jeder Platz ist belebt mit Restaurants, Kneipen, Bars, Live Musik


Uns ist es hier etwas zu trubelig Als dann auch noch ein Bier-Bike um die Ecke biegt ergreifen wir durch eine der unzähligen Gassen die Flucht ...

Nur wenige Meter weiter stehen wir inmitten von Grün. Die ehemalige Stadtmauer von Riga wurde durch einen Ring von Parkanlagen ersetzt. Der Bastejkalns, wie der Stadtkanal heißt, hatte früher die Funktion eines Wassergrabens vor der Mauer


Heute trennt der Kanal die Altstadt vom Jugendstilviertel und der Neustadt "Centrs". Die Brücke über den Kanal führt auf die Brīvības iela, die mehr als 12 km lange zentrale Straße von Riga, die vom historischen Zentrum zum Ortsrand führt. Gleich zu Beginn und weit zu sehen steht die hoch aufragende Freiheitsstatue, das bedeutendste politische Symbol der lettischen Freiheitsbewegung, geschaffen 1935 vom lettischen Bildhauer Kārlis Zāle


"Tēvzemei un Brīvībai" -
"Für Vaterland und Freiheit", eingemeißelt in den Granitsockel


Drei erhobene Sterne symbolisieren die drei historisch wichtigen Regionen Lettlands: Vidzeme, Kurzeme und Latgale


Gleich hinter der Freiheitsstatue laden rechts und links der Brīvības iela zwei weitere Stadtparks zum Spazieren ein: Vērmanes, der Wörmannsche Garten, und Esplanāde. Hier ist die größte russisch-orthodoxe Kathedrale des Baltikums zu bewundern, die nach den Entwürfen von Robert Pflug Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Geburtskathedrale


Beim Besuch russisch-orthodoxer Kirchen haben Männer üblicherweise ihre Kopfbedeckung abzunehmen und Frauen ihren Kopf mit einem Schleier zu bedecken. In Riga wird diese Praxis auch durchgängig gelebt - immer! Nicht nur wenn gerade eine Prozession das Gotteshaus verlässt

Hunger? Dann lohnt der Besuch des "Lido". Eine Filiale der lettischen Restaurantkette LIDO VĒRMANĪTIS befindet sich unweit der Geburtskathedrale auf der Elizabetes iela 65. Die nicht nur bei Touristen, sondern insbesondere bei den Letten sehr beliebten Self-Service-Restaurants bieten traditionelle lettische Küche zu günstigen Preisen


Die Elizabetes iela ist mehr als nur einen flüchtigen Blick wert. Hier konzentrieren sich die Jugenstilfassaden, eine schöner als die andere. "Splendid Palace", das Kino mit der Hausnummer 95, ist bereits von außen ein Hingucker und soll sich auch innen seinen pompösen Stil bewahrt haben. Leider ist ein Besuch nur möglich während einer Vorstellung mit Kinokarte


Elizabetes iela 33, opulent und verspielt wie eine Oper und unten wie oben ein Traum


Elizabetes iela 10, die Häuserzeile gleich gegenüber - jedes Detail ein Meisterwerk von Michail Eisenstein, dem "verrückten Zuckerbäcker", wie der Bauingenieur und Architekt damals verspottet wurde


In der um die Ecke liegenden Alberta iela hat Eisenstein sich an fast allen Fassaden verewigt


Jede einzelne Fassade ist ein Highlight für Architekturinteressierte


Charakteristisch für Eisensteins Baustil sind nicht nur der Fassadenschmuck und die originelle Farbgebung, sondern auch die Jugenstil-typischen Omega-Fenster

Baulücken werden geschlossen mit neuen Häusern, die - obwohl modern - im Stil angepasst werden an die vorhandene Bausubstanz


Interessante Mischung aus alt und neu, restauriert und "roh"


Altes Holz


gemütliche Gastronomie


und dazwischen ein Bier Spa

Einen Straßenblock weiter befindet sich ein Museum der ganz besonderen Art: das lettische Feuerwehrmuseum! Der Eintritt beträgt 0,71 Euro - kein Tippfehler! Als Lettland zum 01.01.2014 der Euro-Zone beigetreten ist, wurde der damalige Eintrittspreis - 0,50 Lats - exakt auf den Euro-Kurs umgerechnet und ist bis heute nicht erhöht worden. 71 Euro-Cent Eintritt für ein schnuckeliges Museum. Das leisten wir uns


Auf zwei Etagen sieht man viel Interessantes rund um die Brandbekämpfung und Notfallbetreuung

Eine knappe halbe Stunde zu Fuß nördöstlich der Altstadt erreichen wir das Künstlerviertel "Republik Miera iela". Die "Republik" erstreckt sich auf dem Abschnitt der Miera iela von der Brīvības iela bis zur Tallinas iela. Die an der Straße angesiedelte Community hat sich als "Republik" eigene Regeln gegeben. Hier sollen laut Reiseführer alternative Kultur und freigeistige Lebensentwürfe zu Hause sein.

Wir hatten uns von der Miera iela irgendwie etwas mehr erwartet. Uns kommt das Marketing dieser Rigaer-Community wie eine schlechte Kopie der wirklich super gelungenen Republik Užupis in Vilnius/Litauen vor


Als Parlament und Versammlungsort der Republik Miera iela hat man das Rocket Bean Café mit angeschlossener Kaffeerösterei auserkoren


Graffiti - nicht sehr häufig zu sehen hier in der Stadt


Schokolade als Graffiti?


Nein. Nicht einfach nur ein Graffiti Hinter dieser Mauer schlägt das Herz der Miera iela: die Laima Schokoladenfabrik - Laima ist der wichtigste lettische Schokoladenhersteller, der hier seit 1870 süße Sünden aus Kakao produziert. Das Angebot im nebenan befindlichen kleinen Laima-Schoko-Outlet-Store erinnert uns etwas an Karnevalswurfmaterial. Die guten Pralinen gibts im Geschäft in der Altstadt, auch in Majori. Besonders lecker sind die mit Balsam gefüllten - Balsam ist der lettische Kräuterbitter

Die Straßenbahn 11 - so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt - ist die schnellste Option von der Miera iela zum Hauptbahnhof zu gelangen. Wir laufen lieber so weit ist es nämlich nicht. Hinter dem Hauptbahnhof - zwischen den Gleisanlagen und dem Ufer der Daugava (auf deutsch Düna) - erstreckt sich die "Moskauer Vorstadt". Hier reckt die 1961 fertiggestellte Akademie der Wissenschaften ihre Spitze in den Himmel. Das Gebäude erinnert uns sofort an den Stalin-Stachel in Warschau/Polen. Die Wissenschaftspaläste im stalinistischen Stil waren in den ehemaligen Sowjetrepubliken sehr beliebt. Heute sind hier zahlreiche Forshungsinstitute und wissenschaftliche Einrichtungen untergebracht


Gegen ein Eintrittsgeld von 5 Euro p.P. darf man auf die Aussichtsplattform im 17. Stock und hat von hier oben aus 65 Metern Höhe einen fantastischen Blick über die Stadt und die Daugava (auf deutsch Düna). Weithin zu sehen ist der Rigaer Fernsehturm auf der Insel Zaķusala (deutsch: Hasenholm). Der Turm ist mit 368,5 Metern genau 47 cm höher als der Berliner Fernsehturm, und damit das höchste Gebäude der EU


Ein Blick in die andere Richtung


Gut zu erkennen von hier oben sind die vier großen Markthallen (ehemalige Zeppelin-Hangars!), die Speicherstadt und am gegenüber liegenden Ufer der Daugava zwischen den zwei Brücken das asymmetrische Gebäude der Nationalbibliothek. Wir müssen wieder runter in die Straßen! Es gibt noch einiges zu sehen in der Stadt

Wir schlendern durch Teile der Moskauer Vorstadt. Vorbei an orthodoxen Gotteshäusern, hier die Vissvētās Dievmātes Pasludināšanas baznīcas


vorbei an einem idyllischen nahezu verkehrlosen Kreisverkehr mit der restaurierten Jesuskirche in der Mitte


vorbei an abgeranzten Bars


vorbei an Smart Susi Smart Susi? Was soll das sein? Ahhhh, Lesefehler! Smart Suši ! Ein Sushi Taxi Service


und vorbei an Häuserblocks, deren Fassaden sich beim näheren Betrachten nicht verstecken brauchen

Gleich hinter dem Häuserblock ist ein dunkles Kapitel der Geschichte dokumentiert: das Rigaer Ghetto, der Eintritt ist frei


Der Besuch der Ausstellung zum Rigaer Ghetto und zum Holocaust in Lettland ist unbedingt zu empfehlen! Das Ghetto-Museum mit seinen meterlangen Informationstafeln ist in seiner Schlichtheit äußerst beeindruckend. Lettland war einer der wenigen europäischen Staaten, der nach 1933 bereit war, verfolgte Juden aus anderen Ländern Europas aufzunehmen und ihnen sogar die Staatsbürgerschaft anzubieten


Am 25. Oktober 1941 wurde die noch rund 30.000 Menschen zählende jüdische Bevölkerung Rigas gezwungen, in das Ghetto umzuziehen. Am 30. November 1941 und am 8. Dezember 1941 wurde die "Endlösung" durch Massenerschießungen in den nahe Rigas gelegenen Wäldern umgesetzt. Im Anschluss wurden Transporte von anderen Städten Europas nach Riga organisiert. Die Endlösung war ähnlich.


Die "Wand der Namen" - hier sind die Namen der rund 70.000 in Riga ermordeten Juden aufgelistet


Der "Baum der Hoffnung"


Die vergoldeten Blätter tragen die Namen derjenigen Letten, die einzelne in Riga lebende Juden vor den Nazis gerettet haben


Typische Inneneinrichtung eines jüdischen Hauses aus dem Ghetto. Der Judenstern springt einem ins Auge


Spätestens beim Anblick der Kleidung der Ermordeten bekommt der Holocaust ein Gesicht. Wolfgang Niedecken, Frontmann der Gruppe BAP, hat diese Woche in einem Interview mit der Zeitung RNZ auf die Frage

>>Den Song "Kristallnaach" zum Thema "Neofaschismus" schrieben Sie bereits vor 40 Jahren. Wie aktuell ist er heute noch?<<

mit dem nachfolgenden Satz geantwortet

>>Er ist total aktuell. Leider. Es wäre schön, wann man irgendwann sagen könnte, dass wir den Song nicht mehr spielen müssen. "Kristallnaach" ist ein Stück darüber, was mit Menschen passiert, wenn sie Populisten auf den Leim gehen. Es riecht wieder nach Kristallnacht.<<

Dem ist nichts hinzuzufügen ...

In Teilen des großzügigen Geländes der alten Speicherstadt, in der das Holocaust Museum, Galerien, diverse Kultureinrichtungen, Restaurants und Kneipen untergebracht sind, herrscht reges Markttreiben. Die alten Speicherhäuser dienen als Lagerplatz, auf dem Außengelände werden Waren feilgeboten


Das Highlight des Zentralmarkts sind die vier ehemaligen Zeppelinhallen. Nachdem die begonnene Zeppelinproduktion während des ersten Weltkriegs im südlettischen Vaiņode aufgegeben wurde, wurden die riesigen Hallen seinerzeit mit viel Aufwand nach Riga transportiert und zu den damals größten und modernsten Markthallen Europas umgebaut


Das Angebot der Hallen ist nach Lebensmittelarten sortiert. Es gibt die Fleischhalle, die Halle für Milch- und Käseprodukte


und natürlich eine Fischhalle mit einem riesigen Angebot von frisch


bis geräuchert


Tipp:
Im Verbindungsgang von der Fischhalle zur Obst- und Gemüsehalle im kleinen Fischrestaurant "Siļķītes un dillītes" unbedingt die Fisch-Canapés probieren. Einfach nur köstlich!

Wer keinen Appetit auf Fisch hat, der wird in der Gastro-Halle das passende für sich finden

In Riga gibt es aber nicht nur den großen Zentralmarkt. Auch die kleinen Bezirksmärkte sind interessant. Am anderen Ufer der Daugava, gegenüber der Altstadt, gilt der Marktplatz Āgenskalns als das Zentrum des Stadtteils Pardaugava. Ein Besuch der Markthalle fällt leider aus. Āgenskalna tirgus wird nämlich zurzeit innen komplett renoviert und saniert. Aber schon bald werden auch hier wieder die frischen Waren gehandelt


Pardaugava war jahrhundertelang Wohnort der einfacheren Bevölkerung, mehrheitlich Letten. Ab dem frühen 19. Jahrhundert begannen sich Einflüssse der städtischen Architektur (Neoklassizismus und Neobarock) mit denen der traditionellen Holzbauweise zu vermischen. Wir schlendern vom Markt durch die Straßen Talsu iela und Sabiles iela zum Kalnciema Viertel und schauen gerne über das ein oder andere Tor in die Gärten und Hinterhöfe


An mancher Holztüre zählt man das Alter nicht an den Jahresringen, sondern an den Lackschichten


Augmented Art von EvL - hier hat sich wieder der estnische StreetArt-Künstler Edward von Lõngus verewigt. Sein Werk vom websüchtigen Igel hatten wir bereits in Vilnius bewundert

Das Highlight Pardaugavas ist die Lettische Nationalbibliothek. Die Bauzeit soll von der ersten Skizze bis zur Fertigstellung im Jahr 2014 genau 25 Jahre betragen haben. Das asymmetrische Gebäude des Architekten Gunars Birkerts ist bereits von außen ein Hingucker


Sämtliche Geldgeber des Gebäudes haben sich im Eingangsbereich verewigt


Das Foyer. Hier erhält der interessierte Besucher einen kostenlosen Besucherausweis - Handtaschen, Wertsachen, Jacken finden ihren Platz in kostenlosen Schließfächern - und dann darf man sich frei im Gebäude bewegen


Lediglich die Aussichtsterrassen des Levels 11 und 12 sind nur mit Guide zugänglich. Eine telefonische Vorbuchung ist notwendig


Ein erster Blick nach oben: zwei Millionen Bücher in unterschiedlichen Sprachen befinden sich im Bestand der Nationalbibliothek. Die Darbietung ist außergewöhnlich


Asymmetrie wohin man auch schaut


Lamellen lassen das eingefangene Tageslicht acht Stockwerke hinab fluten bis ins Atrium. Der Beiname Gaismas Pils, auf deutsch "Schloss des Lichts" - wie die Bibliothek auch genannt wird - passt perfekt


Die Bibliothek ist nicht nur für Studierende und Wissenschaftler interessant. Jede einzelne Etage lohnt sich auch für den "normalen" Besucher. Alleine an den Wänden ist viel spannendes zu entdecken


Wechselausstellungen diverser Künstler lohnen einen Blick, hier Exponate von Maruta Raude


Bücher dargeboten wie in einem Museum


Die Bibliothek beherbergt sogar einen UNESCO-Schatz, nämlich den berühmten Schrank, in dem Krišjānis Barons die mündlich überlieferten Texte der Dainas sammelte und systematisierte: The Cabinet of Folksongs


Im Haus gibt es auch viele wundervolle Rückzugsmöglichkeiten, jede Ecke unterschiedlich farbig gestaltet, mal mit Bücherregalen in der Nähe, mal ohne. Aber immer mit einem phantastischen Ausblick auf die Daugava und die dahinter liegende Altstadt

Von der Nationalbibliothek aus bietet sich der schönste Blick auf die Altstadt, insbesondere in der warmen Abendsonne


Östlich der Brücke, also östlich der Altstadt befindet sich das Fährterminal. Hier legen die St. Peter Line


und die Tallink an. Wer mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist kann von hier übersetzen nach Skandinavien oder weiterfahren nach St. Petersburg


Wir sind aber mit dem Flieger hier. Deshalb steigen wir jetzt in den nächsten Bus in Richtung Airport

Good bye Riga!
Birgitt