DR Kongo - Mit dem Boot über den Lake Tanganyika
Moderatoren: Alexander, Birgitt, Moderatorengruppe
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
DR Kongo - Mit dem Boot über den Lake Tanganyika
Hallo Zusammen,
seit einigen Tagen bin ich zurück aus Ostafrika. Genau 5 Wochen waren wir unterwegs mit dem 4x4.
Unser ursprüngliches Ziel waren der Kundelungu NP sowie der L'Upemba NP in Ost-Kongo. Außerdem wollten wir den Lake Tanganyika etwas genauer inspizieren und herausfinden, ob eine Seereise auf dem Lake Tanganyika samt Fahrzeug möglich ist und welche Schiffs- und Fährverbindungen es über den See gibt - wir wussten lediglich von der Existenz der alten Liemba ...
Gestartet sind wir in Kenia (Mombasa), dann ging es Transit durch Tansania sowie durch den Norden Sambias bis zum "Objekt der Begierde", dem Osten Kongos. Eigentlich wollten wir über Tansania zurück nach Kenia - nur der Kongo wollte nicht so recht Da man als Traveller aber ja flexibel ist, führte uns der Weg über Ruanda und Uganda zurück nach Nairobi.
Gruß
Birgitt
seit einigen Tagen bin ich zurück aus Ostafrika. Genau 5 Wochen waren wir unterwegs mit dem 4x4.
Unser ursprüngliches Ziel waren der Kundelungu NP sowie der L'Upemba NP in Ost-Kongo. Außerdem wollten wir den Lake Tanganyika etwas genauer inspizieren und herausfinden, ob eine Seereise auf dem Lake Tanganyika samt Fahrzeug möglich ist und welche Schiffs- und Fährverbindungen es über den See gibt - wir wussten lediglich von der Existenz der alten Liemba ...
Gestartet sind wir in Kenia (Mombasa), dann ging es Transit durch Tansania sowie durch den Norden Sambias bis zum "Objekt der Begierde", dem Osten Kongos. Eigentlich wollten wir über Tansania zurück nach Kenia - nur der Kongo wollte nicht so recht Da man als Traveller aber ja flexibel ist, führte uns der Weg über Ruanda und Uganda zurück nach Nairobi.
Gruß
Birgitt
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
In der Michelin habe ich die für uns interessanten Punkte markiert:
im Westen der L'Upemba und Kundelungu Nationalpark (nördlich Lubumbashi)
und im Norden Kalemie und Kigoma.
Es sieht alles machbar und nah aus -
In meiner Naivität hatte ich mir das so vorgestellt, wie man auch in Kenia, Tansania oder dem südlichen Afrika reist: man fährt "mal eben" für ein paar Tage zum L'Upemba und zum Kundelungu, schaut, ob die Nationalparks interessant sind und wie die Infrastruktur so ist. Anschließend wollten wir nach Kalemie zum Hafen und eine Fähre nach Kigoma, zurück nach Tansania, nehmen.
Eigentlich also alles ganz einfach!
Karten- und Infomaterial außer unserer guten alten und immer hilfreichen Michelin:
Bradt Travel-Guide "Congo" von Sean Rorison, 1. Auflage 2008
Kongo-Karte 1:2 Mio., Reise-Know How Verlag
Gruß
Birgitt
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
DRC - Ost-Kongo - Visa Visum - Einreise - Katanga
Visa
Vor Einreise zu besorgen.
Da ich in der Nähe wohne, habe ich das Visum persönlich bei der Botschaft in Bonn gekauft.
Die kongolesische Botschaft in Bonn ist eine der freundlichsten und schnellsten,
die ich kenne, man wartet max. 10 Minuten auf sein Visum.
Kosten Touristenvisum preiswerteste Variante 64 €
90 Tage gültig ab Ausstellungsdatum - 30 Tage gültig ab Einreise
7-tägige Transitvisa werden in Bonn keine mehr ausgestellt!
Einreise Provinz Katanga bei Lunkinda
Carnet wird nicht anerkannt, demzufolge auch nicht gestempelt
Carte d'Entree für das Fahrzeug (TIP) 20 US$, gültig ein Monat
Roadtax 20 US$, gültig ein Monat
Achtung: diese Bescheinigungen unbedingt aufheben, da sie bei der Ausreise wieder vorgelegt werden müssen.
Einreise ohne Visum
Es besteht die Möglichkeit , an der Grenze ein Visum zu erwerben.
ABER: Man erhält an der Grenze max. ein 7-Tage-Transitvisum, das in Lubumbashi (!) in dieser Zeitspanne zu verlängern ist. Gleiches gilt, wenn man mit einem bereits abgelaufenen Visum dort auftaucht. Außerdem werden Kurzzeitvisa für max. 7 Tage ausgestellt, wenn man nur ein wenig die Gegend um Pweto bzw. Lake Mweru erkunden möchte. Kosten jeweils 50 US$. Ein kleiner Hinweis zur Visaverlängerung in Lubumbashi: Die Kongolesen aus Pweto fahren über Sambia (Lake Mweru, Grenze Kasenga) nach Lubumbashi. Soviel zum Zustand der "Straßen" und der Sinnhaftigkeit einer Road Tax
Die Einreise mit gültigem Visum geht schnell (15 min), überaus freundlich, korrekt und problemlos.
Die Beamten spüren meine Begeisterung, nach 3 Jahren nochmal DRC zu besuchen,
so dass ich sogar ein Foto der Grenzstation machen darf.
Da sind wir also ... mal wieder im Kongo
Vor Einreise zu besorgen.
Da ich in der Nähe wohne, habe ich das Visum persönlich bei der Botschaft in Bonn gekauft.
Die kongolesische Botschaft in Bonn ist eine der freundlichsten und schnellsten,
die ich kenne, man wartet max. 10 Minuten auf sein Visum.
Kosten Touristenvisum preiswerteste Variante 64 €
90 Tage gültig ab Ausstellungsdatum - 30 Tage gültig ab Einreise
7-tägige Transitvisa werden in Bonn keine mehr ausgestellt!
Einreise Provinz Katanga bei Lunkinda
Carnet wird nicht anerkannt, demzufolge auch nicht gestempelt
Carte d'Entree für das Fahrzeug (TIP) 20 US$, gültig ein Monat
Roadtax 20 US$, gültig ein Monat
Achtung: diese Bescheinigungen unbedingt aufheben, da sie bei der Ausreise wieder vorgelegt werden müssen.
Einreise ohne Visum
Es besteht die Möglichkeit , an der Grenze ein Visum zu erwerben.
ABER: Man erhält an der Grenze max. ein 7-Tage-Transitvisum, das in Lubumbashi (!) in dieser Zeitspanne zu verlängern ist. Gleiches gilt, wenn man mit einem bereits abgelaufenen Visum dort auftaucht. Außerdem werden Kurzzeitvisa für max. 7 Tage ausgestellt, wenn man nur ein wenig die Gegend um Pweto bzw. Lake Mweru erkunden möchte. Kosten jeweils 50 US$. Ein kleiner Hinweis zur Visaverlängerung in Lubumbashi: Die Kongolesen aus Pweto fahren über Sambia (Lake Mweru, Grenze Kasenga) nach Lubumbashi. Soviel zum Zustand der "Straßen" und der Sinnhaftigkeit einer Road Tax
Die Einreise mit gültigem Visum geht schnell (15 min), überaus freundlich, korrekt und problemlos.
Die Beamten spüren meine Begeisterung, nach 3 Jahren nochmal DRC zu besuchen,
so dass ich sogar ein Foto der Grenzstation machen darf.
Da sind wir also ... mal wieder im Kongo
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
Kongo - DRC - L'Upemba NP - Kundelungu NP - Pweto
L'Upemba und Kundelungu Nationalpark
Haben wir gestrichen von unserem Plan.
Zum einen sind die Straßen zu schlecht, als dass wir von Pweto aus in der uns zur Verfügung stehenden Zeit dorthin reisen könnten. Zum anderen sind beide Parks nur in der absoluten Trockenzeit befahrbar, d.h. Mai - Juli.
Pweto
Kein ATM Geldtausch möglich auf dem Schwarzmarkt, es werden nur US$ akzeptiert. Der Kurs war 1 US$ = ca. 900 CDF. Beim Tausch bitte bedenken, dass die eigentliche Währung für sämtliche Leistungen im Kongo der US$ ist. Kongo Franc braucht man wirklich nur auf dem Markt.
Keine Tankstelle vorhanden, Sprit aus Kanistern (Diesel) bzw. Flaschen (Benzin)
Benzin in ltr. Flasche 2.000 CDF/l
Diesel in 20 ltr. Kanistern 30.000 CDF = 1.500 CDF/l
Internet-Cafés sind noch Zukunftsmusik. Internet-Connection besitzen in Pweto nur zwei NGOs, darunter auch die GTZ, jedoch ohne öffentlichen Zugang.
Es gibt ein sporadisch funktionierendes Mobiltelefonnetz in größeren Orten, verlassen kann man sich darauf jedoch nicht. Telefonieren geht jedoch allemal einfacher als SMS-Versand, SMS landen im Nirvana. Prepaid-Karten von Vodacom sind problemlos zu erwerben.
Strom steht stundenweise zur Verfügung (wird von Sambia aus bezogen).
Camping möglich auf dem kleinen Gelände des Mono Prix Guest House für 3 US$ p.P. (Zimmer 10 US$ p.P), sanitäre Einrichtungen "very basic". Sehr freundlicher Besitzer, der einen auch mit Informationen aus der Region versorgt. GPS S08.28.380 / E28.53.711
Der Fish-Ban, den wir ja auf sambischer Seite schon kennengelernt hatten, gilt auch für die kongolesische Seite des Lake Mweru. Von Dezember bis März darf nicht gefischt werden, frischer Fisch ist in dieser Zeit demnach nicht aufzutreiben.
Es gibt ein kleines Ponton über den Luvua River (oneway 20 US$), so dass die Pisten nach Süden bzw. Südwesten Richtung Lubumbashi bzw. L'Upemba an Pweto angebunden sind. Auf der Karte sieht es problemlos aus - stutzig macht mich, dass die NGOs aus Lubumbashi nicht mit dem Fahrzeug, sondern mit dem Flieger nach Pweto kommen, bzw. den Landweg über Sambia wählen.
Fotografieren ist eine echte Herausforderung. An jeder Ecke gibt es militärische oder polizeiliche Einrichtungen, strategisch wichtige Gebäude (für uns oft nicht als solche zu erkennen), und es sind sehr viele Vertreter dieser offiziellen Einrichtungen jedoch teilweise zivil gekleidet unterwegs. Fotografieren kann sehr schnell zu unschönen Diskussionen und Problemen führen
Gruß
Birgitt
Haben wir gestrichen von unserem Plan.
Zum einen sind die Straßen zu schlecht, als dass wir von Pweto aus in der uns zur Verfügung stehenden Zeit dorthin reisen könnten. Zum anderen sind beide Parks nur in der absoluten Trockenzeit befahrbar, d.h. Mai - Juli.
Pweto
Kein ATM Geldtausch möglich auf dem Schwarzmarkt, es werden nur US$ akzeptiert. Der Kurs war 1 US$ = ca. 900 CDF. Beim Tausch bitte bedenken, dass die eigentliche Währung für sämtliche Leistungen im Kongo der US$ ist. Kongo Franc braucht man wirklich nur auf dem Markt.
Keine Tankstelle vorhanden, Sprit aus Kanistern (Diesel) bzw. Flaschen (Benzin)
Benzin in ltr. Flasche 2.000 CDF/l
Diesel in 20 ltr. Kanistern 30.000 CDF = 1.500 CDF/l
Internet-Cafés sind noch Zukunftsmusik. Internet-Connection besitzen in Pweto nur zwei NGOs, darunter auch die GTZ, jedoch ohne öffentlichen Zugang.
Es gibt ein sporadisch funktionierendes Mobiltelefonnetz in größeren Orten, verlassen kann man sich darauf jedoch nicht. Telefonieren geht jedoch allemal einfacher als SMS-Versand, SMS landen im Nirvana. Prepaid-Karten von Vodacom sind problemlos zu erwerben.
Strom steht stundenweise zur Verfügung (wird von Sambia aus bezogen).
Camping möglich auf dem kleinen Gelände des Mono Prix Guest House für 3 US$ p.P. (Zimmer 10 US$ p.P), sanitäre Einrichtungen "very basic". Sehr freundlicher Besitzer, der einen auch mit Informationen aus der Region versorgt. GPS S08.28.380 / E28.53.711
Der Fish-Ban, den wir ja auf sambischer Seite schon kennengelernt hatten, gilt auch für die kongolesische Seite des Lake Mweru. Von Dezember bis März darf nicht gefischt werden, frischer Fisch ist in dieser Zeit demnach nicht aufzutreiben.
Es gibt ein kleines Ponton über den Luvua River (oneway 20 US$), so dass die Pisten nach Süden bzw. Südwesten Richtung Lubumbashi bzw. L'Upemba an Pweto angebunden sind. Auf der Karte sieht es problemlos aus - stutzig macht mich, dass die NGOs aus Lubumbashi nicht mit dem Fahrzeug, sondern mit dem Flieger nach Pweto kommen, bzw. den Landweg über Sambia wählen.
Fotografieren ist eine echte Herausforderung. An jeder Ecke gibt es militärische oder polizeiliche Einrichtungen, strategisch wichtige Gebäude (für uns oft nicht als solche zu erkennen), und es sind sehr viele Vertreter dieser offiziellen Einrichtungen jedoch teilweise zivil gekleidet unterwegs. Fotografieren kann sehr schnell zu unschönen Diskussionen und Problemen führen
Gruß
Birgitt
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
Kongo - DRC - Pweto - Lake Mweru - Hotel
Mono Prix Guesthouse - campen ist möglich
Ein Spaziergang durch Pweto ...
... geschäftiges Treiben in den Straßen
Hier wird der Transporter für den Baumarkt beladen ...
... und fertig! Der Transport außerhalb Pweto erfolgt fast ausschließlich mit dem Fahrrad!
Der Markt
Mit den Einkäufen auf dem Heimweg
Die Reste des 2. Kongokrieges (1998 - 2003) - überall noch zu sehen
Am Ufer des Lake Mweru
Auf dem Weg zum Luvua River
Ponton über den Luvua River - immer nur für 1 Fahrzeug geeignet
20 US$ oneway
Dieses Foto hätte ich nicht machen dürfen -
ich habe gegen jedes Gesetz verstoßen und eine militärisch strategisch wichtige Einrichtung - was das Foto ja auch eindeutig beweist - fotografiert.
Ein Offizieller in Zivil hat mich daraufhin unauffällig zu einem im nahen Gebüsch getarnten Militärposten eskortiert. Nach einem scheinbar endlosen Verhör von mehr als einer Stunde durch das Militär wurden mir meine Papiere zurückgegeben und ich durfte straffrei diesen brisanten Ort verlassen
Gruß
Birgitt
Ein Spaziergang durch Pweto ...
... geschäftiges Treiben in den Straßen
Hier wird der Transporter für den Baumarkt beladen ...
... und fertig! Der Transport außerhalb Pweto erfolgt fast ausschließlich mit dem Fahrrad!
Der Markt
Mit den Einkäufen auf dem Heimweg
Die Reste des 2. Kongokrieges (1998 - 2003) - überall noch zu sehen
Am Ufer des Lake Mweru
Auf dem Weg zum Luvua River
Ponton über den Luvua River - immer nur für 1 Fahrzeug geeignet
20 US$ oneway
Dieses Foto hätte ich nicht machen dürfen -
ich habe gegen jedes Gesetz verstoßen und eine militärisch strategisch wichtige Einrichtung - was das Foto ja auch eindeutig beweist - fotografiert.
Ein Offizieller in Zivil hat mich daraufhin unauffällig zu einem im nahen Gebüsch getarnten Militärposten eskortiert. Nach einem scheinbar endlosen Verhör von mehr als einer Stunde durch das Militär wurden mir meine Papiere zurückgegeben und ich durfte straffrei diesen brisanten Ort verlassen
Gruß
Birgitt
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
Lacht ihr nur!
Anfangs fand ich das auch noch recht witzig -
aber als diese Diskussion kein Ende nehmen wollte, war mir plötzlich sehr wohl der Ernst der Lage bewusst
Ok, L'Upemba und Kundelungu hatten wir ja nun abgehakt, unser neues Ziel war nun der Lake Tanganyika, und zwar Kalemie, weil wir ja wieder zurück nach Tansania und dazu in Kalemie die Fähre nach Kigoma nehmen wollten. In beiden Karten (Michelin und Reise-Know-How) war eine dicke Hauptstraße eingezeichnet, die schnurstraks nach Norden führte. Soviel zur Theorie. In der Praxis sah das ganze etwas anders aus
Im Norden Pwetos fächert sich die Piste in drei Pisten auf:
Die linke und beste (nahezu perfekte) Piste - wir hatten diese irrtümlich für die Main Road gehalten - führt zum wenige Kilometer entfernten Flughafen. Logischerweise wird diese instandgehalten (entsprechendes Gerät gibt es reichlich in Pweto!), da ein Minister des Parlaments und guter Freund des Präsidenten sich auf einem Hügel über der Stadt eine riesige Villa von Südafrikanern (!) bauen lässt und für die Wochenenden mit dem Flugzeug anreist. Alle 200 Hütten am Hügel mussten geräumt werden, der Bulldozer hat vor einiger Zeit alles plattgemacht, damit dem Herrn Parlamentarierer nichts außer etwas Grün die Sicht auf den Lake Mweru versperrt. Unglaublich!
Die mittlere Piste - nämlich die, die wir in allen Karten verzeichnet hatten - ist völlig zugewachsen und nur noch für den Fahrradverkehr geeignet. Sie würde, wenn sie denn für Fahrzeuge befahrbar wäre, in der Tat auf direktem Weg nach Kalemie führen. Da aber wohl vor einiger Zeit eine oder mehrere Brücken auf der Strecke ihren Dienst versagt haben, ist diese Piste für uns uninteressant.
Die rechte Piste führt nach Moba, ebenfalls am Lake Tanganyika gelegen. Wir warfen nochmals einen ungläubigen Blick in unsere Kongo-Karte, auf der so viele Strecken eingezeichnet waren, um dann die einzig verbleibende Möglichkeit in Angriff zu nehmen, die uns blieb: die Piste nach Moba. Irgendwie würde es von dort schon weitergehen ...
Distanz Pweto - Moba = knapp 300 km
Gruß
Birgitt
Anfangs fand ich das auch noch recht witzig -
aber als diese Diskussion kein Ende nehmen wollte, war mir plötzlich sehr wohl der Ernst der Lage bewusst
Ok, L'Upemba und Kundelungu hatten wir ja nun abgehakt, unser neues Ziel war nun der Lake Tanganyika, und zwar Kalemie, weil wir ja wieder zurück nach Tansania und dazu in Kalemie die Fähre nach Kigoma nehmen wollten. In beiden Karten (Michelin und Reise-Know-How) war eine dicke Hauptstraße eingezeichnet, die schnurstraks nach Norden führte. Soviel zur Theorie. In der Praxis sah das ganze etwas anders aus
Im Norden Pwetos fächert sich die Piste in drei Pisten auf:
Die linke und beste (nahezu perfekte) Piste - wir hatten diese irrtümlich für die Main Road gehalten - führt zum wenige Kilometer entfernten Flughafen. Logischerweise wird diese instandgehalten (entsprechendes Gerät gibt es reichlich in Pweto!), da ein Minister des Parlaments und guter Freund des Präsidenten sich auf einem Hügel über der Stadt eine riesige Villa von Südafrikanern (!) bauen lässt und für die Wochenenden mit dem Flugzeug anreist. Alle 200 Hütten am Hügel mussten geräumt werden, der Bulldozer hat vor einiger Zeit alles plattgemacht, damit dem Herrn Parlamentarierer nichts außer etwas Grün die Sicht auf den Lake Mweru versperrt. Unglaublich!
Die mittlere Piste - nämlich die, die wir in allen Karten verzeichnet hatten - ist völlig zugewachsen und nur noch für den Fahrradverkehr geeignet. Sie würde, wenn sie denn für Fahrzeuge befahrbar wäre, in der Tat auf direktem Weg nach Kalemie führen. Da aber wohl vor einiger Zeit eine oder mehrere Brücken auf der Strecke ihren Dienst versagt haben, ist diese Piste für uns uninteressant.
Die rechte Piste führt nach Moba, ebenfalls am Lake Tanganyika gelegen. Wir warfen nochmals einen ungläubigen Blick in unsere Kongo-Karte, auf der so viele Strecken eingezeichnet waren, um dann die einzig verbleibende Möglichkeit in Angriff zu nehmen, die uns blieb: die Piste nach Moba. Irgendwie würde es von dort schon weitergehen ...
Distanz Pweto - Moba = knapp 300 km
Gruß
Birgitt
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
Kongo - DRC - Pweto - MAG - Landminen - Kupferminen
Wir waren nicht ganz aus Pweto raus, da tauchten die ersten Hinweise auf Landminen bzw. Sprengkörper auf.
Die Schilder begleiteten uns auf der kompletten Strecke nach Moba
MAG - eine Organisation, die im Osten Kongos mit dem Räumen der Minen beschäftigt ist -
hat diese Schilder in den unterschiedlichsten Varianten überall in der Nähe der Dörfer aufgestellt,
um die Menschen und insbesondere auch die Kinder für diese Problematik zu sensibiliseren
Die Strecke führt anfangs durch Sumpfgebiet ...
... und geht kurze Zeit später in eine Wald- und Buschlandschaft über.
In den wenigen noch frei zugänglichen Landstrichen müssen die Bäume meist dem Ackerbau weichen
Ein Großteil dieser Busch- und Waldlandschaft ist jedoch gesperrt-
der Bergbau hat hier Vorrang, wie die Schilder von Central Africa Resources zeigen
Die Piste in diesem Bereich ist gut, die Mining-Company sorgt dafür!
Wir lassen die Ebene hinter uns und tauchen langsam ein in die Marungu Mountains
Die Brücken sind in Ordnung, es empfiehlt sich jedoch, sie vorab zu checken!
Es gibt immer hier und da mal eine Lücke, in die man nicht mit dem Rad hineingeraten sollte.
Im Hintergrund rechts der mit Bambusmatten geschützte Eingang zur Kupfermine
Langsam windet sich die Piste die Berge hinauf
Kriegsspielzeug an jeder Ecke
Die Schilder begleiteten uns auf der kompletten Strecke nach Moba
MAG - eine Organisation, die im Osten Kongos mit dem Räumen der Minen beschäftigt ist -
hat diese Schilder in den unterschiedlichsten Varianten überall in der Nähe der Dörfer aufgestellt,
um die Menschen und insbesondere auch die Kinder für diese Problematik zu sensibiliseren
Die Strecke führt anfangs durch Sumpfgebiet ...
... und geht kurze Zeit später in eine Wald- und Buschlandschaft über.
In den wenigen noch frei zugänglichen Landstrichen müssen die Bäume meist dem Ackerbau weichen
Ein Großteil dieser Busch- und Waldlandschaft ist jedoch gesperrt-
der Bergbau hat hier Vorrang, wie die Schilder von Central Africa Resources zeigen
Die Piste in diesem Bereich ist gut, die Mining-Company sorgt dafür!
Wir lassen die Ebene hinter uns und tauchen langsam ein in die Marungu Mountains
Die Brücken sind in Ordnung, es empfiehlt sich jedoch, sie vorab zu checken!
Es gibt immer hier und da mal eine Lücke, in die man nicht mit dem Rad hineingeraten sollte.
Im Hintergrund rechts der mit Bambusmatten geschützte Eingang zur Kupfermine
Langsam windet sich die Piste die Berge hinauf
Kriegsspielzeug an jeder Ecke
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
DRC - Kongo - Pweto - Marangu Mountains - Pepa
Auf der knapp 300 km langen Strecke Pweto - Moba sind uns genau 3 motorisierte Fahrzeuge begegnet, alle 3 im Dienste des UNHCR.
Der komplette Güter-Transport wird mit dem Fahrrad abgewickelt, mit teilweise unglaublichen Lasten, die transportiert werden. Für die Fahrradkuriere gibt es alle paar km kleine Kiosks am Pistenrand, in denen Zuckerrohr und manchmal auch eine warme Mahlzeit verkauft wird.
Diese Radfahrer haben meine uneingeschränkte Bewunderung!
Sie fahren bzw. schieben ihr Rad ja nicht nur über eine Distanz von 300 km, sie müssen auch einiges an Höhenmetern bewältigen. Das Plateau der Marungu Mountains liegt auf ca. 2.000 m ü.M. ... und ihr Rad ist kein modernes Mountain-Bike mit 24-Gang-Turbo-Speed Hyper-RockShox Scheibenbremse und was weiß ich - nein, es ist ein simples Fahrrad 1-Gang ohne Pedale! Nur die Achse ist übrig geblieben - unser Freund hier kann glücklich sein, feste Schuhe tragen zu dürfen. Das Schuhwerk sind in der Regel Gummi-Sandalen.
Dennoch haben alle ein Lächeln und ein Lied auf den Lippen ...
Unterwegs in den Bergen
Ein weiterer Hinweis auf Sprengkörper
Die Piste ist dank der Bemühungen der UN bzw. des UNHCR teilweise in wirklich gutem Zustand
Hier oben in den Bergen zweigen eine Vielzahl an Pisten ab, die wir alle nicht in unserer Karte haben.
Möglicherweise führt auch die ein oder andere Piste nach Sambia oder in Bergbaugebiete -
wir haben es nicht ausprobiert.
Glücklicherweise finden wir ab und zu immer wieder Wegweiser, die uns den Weg Richtung Moba weisen
Sehr viele Dörfer hier oben sind noch verlassen, nur in wenigen Hütten ist bereits wieder Leben.
Die Menschen haben ihre Dörfer im letzten Krieg aufgegeben und sind nach Sambia geflohen,
jetzt so langsam werden sie vom UNHCR wieder in ihre Dörfer rückgeführt.
Der Himmel verdunkelt sich bedrohlich. Wir hören bereits das Gewitter grollen,
die ersten Blitze zucken, und wir hoffen, dass wir vom Regen verschont bleiben.
Die Pisten sind gut fahrbar, aber nur solange sie trocken sind!
Das Hoch-Plateau der Marungu Mountains, eine weite Graslandschaft
Ruinen, Reste von Belgisch-Kongo
Der komplette Güter-Transport wird mit dem Fahrrad abgewickelt, mit teilweise unglaublichen Lasten, die transportiert werden. Für die Fahrradkuriere gibt es alle paar km kleine Kiosks am Pistenrand, in denen Zuckerrohr und manchmal auch eine warme Mahlzeit verkauft wird.
Diese Radfahrer haben meine uneingeschränkte Bewunderung!
Sie fahren bzw. schieben ihr Rad ja nicht nur über eine Distanz von 300 km, sie müssen auch einiges an Höhenmetern bewältigen. Das Plateau der Marungu Mountains liegt auf ca. 2.000 m ü.M. ... und ihr Rad ist kein modernes Mountain-Bike mit 24-Gang-Turbo-Speed Hyper-RockShox Scheibenbremse und was weiß ich - nein, es ist ein simples Fahrrad 1-Gang ohne Pedale! Nur die Achse ist übrig geblieben - unser Freund hier kann glücklich sein, feste Schuhe tragen zu dürfen. Das Schuhwerk sind in der Regel Gummi-Sandalen.
Dennoch haben alle ein Lächeln und ein Lied auf den Lippen ...
Unterwegs in den Bergen
Ein weiterer Hinweis auf Sprengkörper
Die Piste ist dank der Bemühungen der UN bzw. des UNHCR teilweise in wirklich gutem Zustand
Hier oben in den Bergen zweigen eine Vielzahl an Pisten ab, die wir alle nicht in unserer Karte haben.
Möglicherweise führt auch die ein oder andere Piste nach Sambia oder in Bergbaugebiete -
wir haben es nicht ausprobiert.
Glücklicherweise finden wir ab und zu immer wieder Wegweiser, die uns den Weg Richtung Moba weisen
Sehr viele Dörfer hier oben sind noch verlassen, nur in wenigen Hütten ist bereits wieder Leben.
Die Menschen haben ihre Dörfer im letzten Krieg aufgegeben und sind nach Sambia geflohen,
jetzt so langsam werden sie vom UNHCR wieder in ihre Dörfer rückgeführt.
Der Himmel verdunkelt sich bedrohlich. Wir hören bereits das Gewitter grollen,
die ersten Blitze zucken, und wir hoffen, dass wir vom Regen verschont bleiben.
Die Pisten sind gut fahrbar, aber nur solange sie trocken sind!
Das Hoch-Plateau der Marungu Mountains, eine weite Graslandschaft
Ruinen, Reste von Belgisch-Kongo
-
- Beiträge: 632
- Registriert: Di 18. Jul 2006, 17:26
- Wohnort: S-H
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
DRC - Kongo - Marangu Mountains - Flüchtlinge - UNHCR
Freut mich Jürgen, dass dir mein Bericht gefällt.
Als kleiner Trost für dich: das Reisen in der DR Kongo ist ziemlich anstrengend. Ich kenne ja jetzt nur einen Hauch des Westens, und einen Hauch des Ostens ... in beiden Fällen habe ich das Land nur ganz am Rande gestreift. Das Landesinnere scheint mir für Fahrzeuge nicht richtig an die Außenwelt angebunden zu sein, und als Tourist hat man in jedem größeren Ort ein Problem mit den Behörden. Aber dazu später mehr, jetzt kommen erst noch ein paar Bilder ....
Der Himmel wird immer dunkler, und wir sehen die Regenwand vor uns
Aber wir haben das unverschämte Glück, keinen Regen abzubekommen,
wir fahren genau am Rande dieser großen Regenwolken
Aus der Wiese schießt das Wasser in rauhen Mengen, unfassbar,
welche Regenmassen hier heruntergekommen sein müssen
Einzelne Sonnerstrahlen bahnen sich bereits wieder den Weg durch die Wolken
und tauchen die Landschaft in ein unwirkliches Licht
Regenbogen überspannen den Himmel ...
... während wir unseren Gedanken nachhängen, wo wir wohl die Nacht verbringen.
Es ist bereits spät am Nachmittag, die Wiese ist eine einzige morastige Sumpflandschaft,
wir sehen nirgends eine Möglichkeit, wohin wir uns zurückziehen könnten
und möchten nur ungerne mitten auf der Straße campieren
In der Ferne sehen wir ein Flüchtlingscamp des UNHCR.
Ein Blick durchs Fernglas verrät uns, dass es scheinbar leer steht -
da kommt uns eine Idee ...
Als kleiner Trost für dich: das Reisen in der DR Kongo ist ziemlich anstrengend. Ich kenne ja jetzt nur einen Hauch des Westens, und einen Hauch des Ostens ... in beiden Fällen habe ich das Land nur ganz am Rande gestreift. Das Landesinnere scheint mir für Fahrzeuge nicht richtig an die Außenwelt angebunden zu sein, und als Tourist hat man in jedem größeren Ort ein Problem mit den Behörden. Aber dazu später mehr, jetzt kommen erst noch ein paar Bilder ....
Der Himmel wird immer dunkler, und wir sehen die Regenwand vor uns
Aber wir haben das unverschämte Glück, keinen Regen abzubekommen,
wir fahren genau am Rande dieser großen Regenwolken
Aus der Wiese schießt das Wasser in rauhen Mengen, unfassbar,
welche Regenmassen hier heruntergekommen sein müssen
Einzelne Sonnerstrahlen bahnen sich bereits wieder den Weg durch die Wolken
und tauchen die Landschaft in ein unwirkliches Licht
Regenbogen überspannen den Himmel ...
... während wir unseren Gedanken nachhängen, wo wir wohl die Nacht verbringen.
Es ist bereits spät am Nachmittag, die Wiese ist eine einzige morastige Sumpflandschaft,
wir sehen nirgends eine Möglichkeit, wohin wir uns zurückziehen könnten
und möchten nur ungerne mitten auf der Straße campieren
In der Ferne sehen wir ein Flüchtlingscamp des UNHCR.
Ein Blick durchs Fernglas verrät uns, dass es scheinbar leer steht -
da kommt uns eine Idee ...
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
DRC - Kongo - Pepa - UNHCR - UN - Kongokrieg - Tutsi
Gedacht, getan wir fahren zum Gate des Flüchlingscamps in der Hoffnung, einen einigermaßen trockenen Stellplatz für die Nacht zu finden - da in dieser Nacht jedoch weitere Konvois mit Flüchtlingen erwartet werden, scheidet diese Möglichkeit für uns aus.
Der freundliche Watchman lässt uns aber nicht so ohne weiteres weiterfahren - er "entert" unseren Wagen und begleitet uns einige km zurück nach Pepa, wo uns das Logistik-Management des UNHCR in den Mauern eines ehemaligen belgischen Gehöfts erwartet. Mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis werden wir empfangen - als wir erzählen, wer wir sind und woher wir kommen heißt es kurzerhand "Bienvenu, ihr bleibt hier, ihr seid unsere Gäste".
Einen Schlafplatz im Haus lehnen wir freundlich ab, uns reicht ein Platz im Hof, denn unser "Schlafzimmer" haben wir ja dabei Aber über einen warmen Platz abends am Kaminfeuer freuen wir uns, denn es ist neblig und nass und die Temperaturen bewegen sich nachts gut unter 10 Grad. Pepa liegt über 2.000 m hoch ... Da stört es auch nicht, dass der Kamin und ein alter Eichentisch die einzigen Möbelstücke im "Salon" sind - Relikte der Belgier.
Wir haben schnell den richtigen "Draht" zu allen und fühlen uns in der Gruppe der UNHCR-Leute, allesamt Kongolesen, sehr wohl. Eine kurze Absprache, wer noch welche Vorräte hat, dann werden auch schon Feuerschalen als Kochstellen im Raum verteilt und die große deutsch-kongolesische Essenszubereitung startet Zu unserer Überraschung zaubern die Jungs noch Bier irgendwo her - das gute Primus!
Es wird ein ziemlich langer Abend, wir bekommen einen Crashkurs in jüngster kongolesischer Geschichte und erfahren, dass dieses Gehöft bis 1999 voll intakt und bewirtschaftet von Belgiern war. Erst der Einmarsch der Tutsi aus Ruanda hat die letzten Belgier in der Region vertrieben. Alle Ruinen, die wir unterwegs gesehen haben, sind Zeugen aus der Zeit 1999 - 2003. Die meisten Höfe wurden geplündert und anschließend niedergebrannt. Die Menschen sind geflohen (die Weißen nach Europa oder Übersee, die Schwarzen in Nachbarstaaten wie Sambia, Tansania etc.), viele Dörfer stehen seither leer.
Seit zwei Jahren werden diese schwarzen Flüchtlinge nun so langsam aus den umliegenden Ländern zurückgeführt in ihre alte Heimat. Noch während wir diesen Geschichten lauschen, kommt ein großer UN-Truck in den Hof gefahren - vollgepackt mit Menschen: Männer, Frauen, Kinder. Sie sind auf dem Weg zu "unserem" Flüchtlingslager, das für die nächsten Tage ihr Übergangsheim sein wird.
Wir machen Platz am Feuer und gehen schlafen, der Tag war lang genug.
Noch Ende der 90er Jahre gab es in dieser Region wohl ca. 60.000 Rindviecher - ganze 300 sind übrig. Die Tutsi müssen im Zuge ihrer Plünderungen damals das ganze Vieh mit Cargo-Fliegern nach Ruanda abtransportiert haben.
Eine einst reiche und wohlhabende Gegend - es gab Käsereien, Schlachtereien, Milchproduktion, funktionierende Wasserversorgung, sämtliche dazu notwendige Technik - wurde auf 0 zurückkatapultiert. Die Menschen dort bedauern dies sehr, was nützen ihnen nun 300 Tiere mit einem Gehöft, von dem nur die Außenwände übrig sind, ohne die notwendige Infrastruktur?
Unser "Abenteuer" Kongo geht in die nächste Runde Ferien auf dem Bauernhof
Die Kühe werden morgens früh ...
... sorgfältig von den Kälbchen getrennt ...
... damit sie gemolken werden können.
Kusonza und Soixante-Cinq führen uns überall hin und zeigen und erklären uns den Hof
Hier ist noch (wieder?) alles reine Handarbeit - frische Milch kommt vom Euter direkt in den Becher
Geschlachtet wird auf der Wiese
Wenn die Menschen dort nicht schwarz wären, könnte man denken, man sei in den belgischen Ardennen. Selbst die Witterung hat mich teilweise an die Ardennen erinnert Die Landschaft hat so gar nicht das, was man sich zwangsläufig unter "Kongo" vorstellt.
Hier läuft ein "Wiederaufforstungsprogramm" - leider etwas spät! Geheizt wurde seit Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten mit Holz, gekocht wurde auf Holzkohle, und Holz wurde als Baumaterial genutzt - nur scheinbar hat niemand daran gedacht, auch einmal neue Bäume zu pflanzen. Heute hat man diese Fehler erkannt und versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
Steckling neben Steckling findet seinen Platz im Boden
Der freundliche Watchman lässt uns aber nicht so ohne weiteres weiterfahren - er "entert" unseren Wagen und begleitet uns einige km zurück nach Pepa, wo uns das Logistik-Management des UNHCR in den Mauern eines ehemaligen belgischen Gehöfts erwartet. Mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis werden wir empfangen - als wir erzählen, wer wir sind und woher wir kommen heißt es kurzerhand "Bienvenu, ihr bleibt hier, ihr seid unsere Gäste".
Einen Schlafplatz im Haus lehnen wir freundlich ab, uns reicht ein Platz im Hof, denn unser "Schlafzimmer" haben wir ja dabei Aber über einen warmen Platz abends am Kaminfeuer freuen wir uns, denn es ist neblig und nass und die Temperaturen bewegen sich nachts gut unter 10 Grad. Pepa liegt über 2.000 m hoch ... Da stört es auch nicht, dass der Kamin und ein alter Eichentisch die einzigen Möbelstücke im "Salon" sind - Relikte der Belgier.
Wir haben schnell den richtigen "Draht" zu allen und fühlen uns in der Gruppe der UNHCR-Leute, allesamt Kongolesen, sehr wohl. Eine kurze Absprache, wer noch welche Vorräte hat, dann werden auch schon Feuerschalen als Kochstellen im Raum verteilt und die große deutsch-kongolesische Essenszubereitung startet Zu unserer Überraschung zaubern die Jungs noch Bier irgendwo her - das gute Primus!
Es wird ein ziemlich langer Abend, wir bekommen einen Crashkurs in jüngster kongolesischer Geschichte und erfahren, dass dieses Gehöft bis 1999 voll intakt und bewirtschaftet von Belgiern war. Erst der Einmarsch der Tutsi aus Ruanda hat die letzten Belgier in der Region vertrieben. Alle Ruinen, die wir unterwegs gesehen haben, sind Zeugen aus der Zeit 1999 - 2003. Die meisten Höfe wurden geplündert und anschließend niedergebrannt. Die Menschen sind geflohen (die Weißen nach Europa oder Übersee, die Schwarzen in Nachbarstaaten wie Sambia, Tansania etc.), viele Dörfer stehen seither leer.
Seit zwei Jahren werden diese schwarzen Flüchtlinge nun so langsam aus den umliegenden Ländern zurückgeführt in ihre alte Heimat. Noch während wir diesen Geschichten lauschen, kommt ein großer UN-Truck in den Hof gefahren - vollgepackt mit Menschen: Männer, Frauen, Kinder. Sie sind auf dem Weg zu "unserem" Flüchtlingslager, das für die nächsten Tage ihr Übergangsheim sein wird.
Wir machen Platz am Feuer und gehen schlafen, der Tag war lang genug.
Noch Ende der 90er Jahre gab es in dieser Region wohl ca. 60.000 Rindviecher - ganze 300 sind übrig. Die Tutsi müssen im Zuge ihrer Plünderungen damals das ganze Vieh mit Cargo-Fliegern nach Ruanda abtransportiert haben.
Eine einst reiche und wohlhabende Gegend - es gab Käsereien, Schlachtereien, Milchproduktion, funktionierende Wasserversorgung, sämtliche dazu notwendige Technik - wurde auf 0 zurückkatapultiert. Die Menschen dort bedauern dies sehr, was nützen ihnen nun 300 Tiere mit einem Gehöft, von dem nur die Außenwände übrig sind, ohne die notwendige Infrastruktur?
Unser "Abenteuer" Kongo geht in die nächste Runde Ferien auf dem Bauernhof
Die Kühe werden morgens früh ...
... sorgfältig von den Kälbchen getrennt ...
... damit sie gemolken werden können.
Kusonza und Soixante-Cinq führen uns überall hin und zeigen und erklären uns den Hof
Hier ist noch (wieder?) alles reine Handarbeit - frische Milch kommt vom Euter direkt in den Becher
Geschlachtet wird auf der Wiese
Wenn die Menschen dort nicht schwarz wären, könnte man denken, man sei in den belgischen Ardennen. Selbst die Witterung hat mich teilweise an die Ardennen erinnert Die Landschaft hat so gar nicht das, was man sich zwangsläufig unter "Kongo" vorstellt.
Hier läuft ein "Wiederaufforstungsprogramm" - leider etwas spät! Geheizt wurde seit Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten mit Holz, gekocht wurde auf Holzkohle, und Holz wurde als Baumaterial genutzt - nur scheinbar hat niemand daran gedacht, auch einmal neue Bäume zu pflanzen. Heute hat man diese Fehler erkannt und versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
Steckling neben Steckling findet seinen Platz im Boden
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
Kongo - DRC - Pepa - Kakera - Moba - UN - UNHCR
Es geht weiter -
von Pepa schlängelt sich die Piste über die Hochebene ...
... und teils durch lichte Wälder in Richtung Moba
Kakera, das erste größere Dorf mit Markt seit wir Pweto verlassen haben
Es gibt gutes Brot - nicht dieses wabbelige Weißbrot! - meine leckeren Krapfen und jede Menge Obst und Tomaten.
Das einkaufen hier macht mir eine diebische Freude -
die Frauen an ihren Ständen sind wahnsinnig nett, freundlich und hilfsbereit.
Sie suchen für mich das beste Obst und schöne feste Tomaten aus,
handeln ist ihnen fremd, denn die Ware ist akribisch ausgezeichnet.
Sprachlos aber freudig nehme ich zur Kenntnis, dass ich für meine Tomaten genau das zahle,
was auch eine schwarze Lady neben mir zahlen muss.
Der Mzungu-Zuschlag für weiße Haut ist hier auf dem Markt (noch) unbekannt
Bis Moba ist es nun nicht mehr sehr weit,
wir können den Lake Tanganyika bereits erahnen
In den Dörfern kurz vor Moba ist die Piste teilweise sehr weich und wir sind froh,
dass es gerade trocken ist, im strömenden Regen verwandelt sich die "Straße" sicher in ein Flußbett
von Pepa schlängelt sich die Piste über die Hochebene ...
... und teils durch lichte Wälder in Richtung Moba
Kakera, das erste größere Dorf mit Markt seit wir Pweto verlassen haben
Es gibt gutes Brot - nicht dieses wabbelige Weißbrot! - meine leckeren Krapfen und jede Menge Obst und Tomaten.
Das einkaufen hier macht mir eine diebische Freude -
die Frauen an ihren Ständen sind wahnsinnig nett, freundlich und hilfsbereit.
Sie suchen für mich das beste Obst und schöne feste Tomaten aus,
handeln ist ihnen fremd, denn die Ware ist akribisch ausgezeichnet.
Sprachlos aber freudig nehme ich zur Kenntnis, dass ich für meine Tomaten genau das zahle,
was auch eine schwarze Lady neben mir zahlen muss.
Der Mzungu-Zuschlag für weiße Haut ist hier auf dem Markt (noch) unbekannt
Bis Moba ist es nun nicht mehr sehr weit,
wir können den Lake Tanganyika bereits erahnen
In den Dörfern kurz vor Moba ist die Piste teilweise sehr weich und wir sind froh,
dass es gerade trocken ist, im strömenden Regen verwandelt sich die "Straße" sicher in ein Flußbett
-
- Moderator
- Beiträge: 31898
- Registriert: Di 2. Aug 2005, 22:52
- Wohnort: NRW / Südl. Rheinland
- Kontaktdaten:
4x4 Ferry Fähre Fährverbindung Kigoma Tanganyika Tanganjika
270 km haben wir also nun geschafft -
wir sind in Moba.
336 km liegen vor uns -
wenn wir weiter nach Kalemie fahren wollen.
Wir schauen von Moba hinunter zum 5 km entfernten Moba Port -
auf der anderen Seite erkennen wir im Dunst die Berge von Tansania.
Spontan beschließen wir, als erste Tat in Moba unser Glück im Hafen zu versuchen.
Vielleicht gibt es ja ein Schiff, das uns mit auf die andere Seite nach Tansania nimmt.
Der Weg zum Hafen ist anfangs noch recht breit ...
... endet aber nach wenigen Kilometern schnell in einem engen und chaotischen Gewühl vor einer Schranke.
Am Ende dieses Wegs zwischen den Bäumen befinden sich Pier und die Baracken der Hafenmeisterei.
Und da wir ja mittlerweile gelernt haben, werden wir diese strategisch sicherlich hochbrisanten
Gebäude lieber nicht fotografieren
Die nächsten Stunden werden anstrengend, verdammt anstrengend sogar.
Wir hatten uns den Ablauf im Hafen eigentlich so gedacht, dass wir herumspazieren, die Boote ansehen und mit den Schiffseignern reden bzw. verhandeln können. Weit gefehlt. Die Schranke und zwei Militärs versperrten uns den Weg.
Es hieß also Auto abstellen und einem der Herren samt unseren Dokumenten in eine der kleinen Baracken folgen, Fragen beantworten nach dem wohin, woher und wieso. Nach 30 Minuten Diskussionen haben wir es geschafft, ihnen zu erklären, dass wir deutsche Touristen sind und ein Boot nach Kigoma, Tansania suchen. Ungläubiges Staunen. Deutsche Touristen mit eigenem Fahrzeug kennt man hier nicht - und von hier fährt auch kein Boot nach Tansania. Manchmal ab Kalemie. Aber unregelmäßig. Halt so, wie Fracht vorhanden ist, und das ist nicht allzu oft.
Wir schauen uns an und schlucken
Welche Möglichkeit haben wir? Es gibt ein Boot nach Uvira, mit Zwischenstopp in Kalemie, morgen ... Uvira??? Wo zum Teufel liegt Uvira? Wir holen rasch unsere Michelin-Karte. Uvira liegt am nördlichsten Zipfel des Lake Tanganyika, im Dreiländereck DRC/Burundi/Ruanda. Wir versuchen unsere Gedanken zu sortieren was die Machbarkeit und besonders die Visa betrifft. Es könnte funktionieren! Für Ruanda brauchen Deutsche keine Visa, und über Uganda könnten wir zurück nach Kenia.
Was aber ist mit dem Landweg? Bis Kalemie sind es 336 km sagt der Wegweiser. Und dann? Was, wenn wir in Kalemie sind, und es gibt so schnell kein Boot nach Tansania? Können wir auf dem Landweg weiter nach Norden? Nein, lautet die Antwort, können wir nicht. Wie uns auch vorher schon unsere Freunde vom UNHCR erzählt haben, muss die Piste von Kalemie nach Norden ein einziges Drama sein, und außerdem sitzen in Fizi - zwischen Kalemie und Uvira - momentan die Mai-Mai Milizen. Der Landweg scheidet also aus. Die Entscheidung ist gefallen, es geht nach Uvira.
Bevor wir im Hafen mit den Bootseignern verhandeln dürfen, müssen die bürokratischen Formalien eingehalten werden. Einer der Militärs steigt zu uns ins Auto und begleitet uns durch den Bürokratie-Dschungel Kongos. Was wir in den nächsten Stunden erleben, ist ein einziger Witz. Wir fahren kreuz und quer durch die Gegend und klappern alle relevanten Stellen ab: Immigration, Customs, Chef de Territoire ... Wir sitzen in völlig zerschossenen belgischen Villen vor dramatisch autoritär dreinschauenden Obrigkeiten und müssen jedem einzelnen unsere Geschichte wieder und wieder erklären.
"Wo sind Sie her"
"Aus Deutschland."
"Sie kommen mit dem Fahrzeug aus Deutschland?"
"Nein, gerade im Moment kommen wir aus Kenia"
"Aha. Was ist Ihre Mission?"
"Wir sind Touristen"
"Touristen? Was macht ein Tourist? Erklären Sie es mir bitte"
"Wir reisen durch verschiedene Länder, weil wir uns dafür interessieren."
"Soso, Sie interessieren sich für unser Land. Was interessiert Sie denn daran?"
"Wir interessieren uns für die Menschen, die Landschaft, die Tiere ..."
"Die Menschen? Was genau interessiert Sie denn an den Menschen?" - drohender Unterton ...
"Eigentlich interessieren wir uns nur für die Landschaft und die Tiere."
"Wer hat Sie geschickt? Ihre Regierung?"
"Nein, unsere Regierung hat damit nichts zu tun."
Spätestens jetzt wissen wir, dass wir keinen Schritt weiterkommen.
Ich überlege blitzschnell und merke, dass wir wichtiger werden müssen, als einfach nur Tourist zu sein. Wir müssen einer Organisation angehören.
Für die Menschen hier gehören Weiße grundsätzlich zu einer Organisation. Sie kennen keine Touristen, woher auch. Ich könnte ihnen erzählen, wir seien von Ärzte-ohne-Grenzen aber erstens hatte ich die Befürchtung, sie könnten mich später dazu auffordern, irgendwen zu operieren, und zweitens kommen Ärzte-ohne-Grenzen selten in einem grünen G vorgefahren Also erkläre ich dem autoritären Herrn, der hinter einem mehrfach mit unterschiedlichsten Materialien wieder zusammengezimmerten Schreibtisch unter dem Foto seines Präsidenten sitzt, dass ich im Auftrag der Organisation Wüstenschiff unterwegs bin Wüstenschiff interessiert sich hauptsächlich für die Infrastruktur des Landes sowie die Tierwelt Kongos und wird darüber in Fachzeitschriften berichten. Das ganze klingt plausibel, haben wir doch den Wüstenschiff-Sticker auf dem Auto. Zur Untermauerung lege ich ihm noch eine Wüstenschiff-Visitenkarte vor. Der Chef de Territoire ist beruhigt und wird uns nun ein Permit zum Aufenthalt in seiner Stadt ausstellen lassen. Diese Genehmigungen - so erklärt er uns - seien in jeder Stadt bei Ankunft einzuholen.
Ein Gebäude weiter, ebenfalls eine Ruine. Die Fenster sind zugemauert, nur ein Schießschacht ist frei. Ein Soldat zielt mit seiner AK 47 durch den Schlitz nach draußen - auf wen auch immer. Wir können kaum etwas sehen, eine kleine Lampe spendet diffuses Licht. Vor mir sitzt ein Mensch hinter einer riesigen alten Triumph Adler und nimmt meine Daten auf:
Name, Wohnort, Geburtsdatum, Schulausbildung (!), Fremdsprachen (!), Beruf ... Nachdem ich meinen Beruf genannt habe, werde ich barsch darauf hingewiesen, dass ich eben doch behauptet hätte, ich sei Tourist. Ich gebe mich endgültig geschlagen und sage ihnen, sie sollen als Beruf Tourist in ihr Formular tippen. Ein Passbild rundet das ganze ab, ich unterschreibe den Krempel und alles wird schön säuberlich in einem völlig verstaubten Aktenordner abgeheftet, der in einem schiefen Regal landet. Anschließend werden 10 US$ gefordert für diesen Service. Wichtig, wie ich als Wüstenschiff-Mitarbeiter auf meiner Mission jetzt aber bin, erkläre ich freundlich aber bestimmt, dass ich bereits 64 € für ein Visum bezahlt habe, das mich berechtigt, das komplette Land zu bereisen. Auf seinen Einspruch erwidere ich noch bestimmter, dass seine Regierung es sicherlich nicht gerne sieht, wenn die Wüstenschiff-Mission durch zu hohe Kosten behindert wird Ich schenke ihm, weil Heiligabend ist, für seine Mühe einen meiner Kugelschreiber, denn sein Bic war nur mit mehrmaligem anhauchen zum Leben zu erwecken. Zufrieden ist er damit nicht.
Vier Stunden sind vergangen, und endlich dürfen wir in den Hafen!
Im Hafen liegen genau zwei Schiffe am Pier. MV Baraka - der Name ist Programm! - und MV Maman Juliana.
Chef der MV Maman Juliana ist Papa Lutimba. Wir überlegen, ob es möglich ist, das Auto irgendwie auf diesen Fischkutter zu bekommen. "Pas de problème" meint Papa Lutimba. Pier und Boot sind eine Ebene, ein paar Planken gelegt, draufgefahren und fertig. Wir verhandeln den Preis der Fahrt, danach mit den Jungs vom Hafen den Preis der "Verladung" - denn Lutimba ist nur für den reinen Transport zuständig und das Schiff beladen dürfen nur die Hafenarbeiter. Maman Juliana legt am nächsten Tag um 14 Uhr ab - Papa Lutimba will uns morgen früh über Handy informieren, wann wir zum Hafen kommen sollen.
Begeisterung steht in unserem Gesicht geschrieben -
alles wird gut! In Afrika geht immer was ...
Nun fahren wir erst einmal - zum gefühlten 100sten Mal heute - den Hügel wieder hinauf nach Moba und
suchen uns einen Platz für die Nacht!
wir sind in Moba.
336 km liegen vor uns -
wenn wir weiter nach Kalemie fahren wollen.
Wir schauen von Moba hinunter zum 5 km entfernten Moba Port -
auf der anderen Seite erkennen wir im Dunst die Berge von Tansania.
Spontan beschließen wir, als erste Tat in Moba unser Glück im Hafen zu versuchen.
Vielleicht gibt es ja ein Schiff, das uns mit auf die andere Seite nach Tansania nimmt.
Der Weg zum Hafen ist anfangs noch recht breit ...
... endet aber nach wenigen Kilometern schnell in einem engen und chaotischen Gewühl vor einer Schranke.
Am Ende dieses Wegs zwischen den Bäumen befinden sich Pier und die Baracken der Hafenmeisterei.
Und da wir ja mittlerweile gelernt haben, werden wir diese strategisch sicherlich hochbrisanten
Gebäude lieber nicht fotografieren
Die nächsten Stunden werden anstrengend, verdammt anstrengend sogar.
Wir hatten uns den Ablauf im Hafen eigentlich so gedacht, dass wir herumspazieren, die Boote ansehen und mit den Schiffseignern reden bzw. verhandeln können. Weit gefehlt. Die Schranke und zwei Militärs versperrten uns den Weg.
Es hieß also Auto abstellen und einem der Herren samt unseren Dokumenten in eine der kleinen Baracken folgen, Fragen beantworten nach dem wohin, woher und wieso. Nach 30 Minuten Diskussionen haben wir es geschafft, ihnen zu erklären, dass wir deutsche Touristen sind und ein Boot nach Kigoma, Tansania suchen. Ungläubiges Staunen. Deutsche Touristen mit eigenem Fahrzeug kennt man hier nicht - und von hier fährt auch kein Boot nach Tansania. Manchmal ab Kalemie. Aber unregelmäßig. Halt so, wie Fracht vorhanden ist, und das ist nicht allzu oft.
Wir schauen uns an und schlucken
Welche Möglichkeit haben wir? Es gibt ein Boot nach Uvira, mit Zwischenstopp in Kalemie, morgen ... Uvira??? Wo zum Teufel liegt Uvira? Wir holen rasch unsere Michelin-Karte. Uvira liegt am nördlichsten Zipfel des Lake Tanganyika, im Dreiländereck DRC/Burundi/Ruanda. Wir versuchen unsere Gedanken zu sortieren was die Machbarkeit und besonders die Visa betrifft. Es könnte funktionieren! Für Ruanda brauchen Deutsche keine Visa, und über Uganda könnten wir zurück nach Kenia.
Was aber ist mit dem Landweg? Bis Kalemie sind es 336 km sagt der Wegweiser. Und dann? Was, wenn wir in Kalemie sind, und es gibt so schnell kein Boot nach Tansania? Können wir auf dem Landweg weiter nach Norden? Nein, lautet die Antwort, können wir nicht. Wie uns auch vorher schon unsere Freunde vom UNHCR erzählt haben, muss die Piste von Kalemie nach Norden ein einziges Drama sein, und außerdem sitzen in Fizi - zwischen Kalemie und Uvira - momentan die Mai-Mai Milizen. Der Landweg scheidet also aus. Die Entscheidung ist gefallen, es geht nach Uvira.
Bevor wir im Hafen mit den Bootseignern verhandeln dürfen, müssen die bürokratischen Formalien eingehalten werden. Einer der Militärs steigt zu uns ins Auto und begleitet uns durch den Bürokratie-Dschungel Kongos. Was wir in den nächsten Stunden erleben, ist ein einziger Witz. Wir fahren kreuz und quer durch die Gegend und klappern alle relevanten Stellen ab: Immigration, Customs, Chef de Territoire ... Wir sitzen in völlig zerschossenen belgischen Villen vor dramatisch autoritär dreinschauenden Obrigkeiten und müssen jedem einzelnen unsere Geschichte wieder und wieder erklären.
"Wo sind Sie her"
"Aus Deutschland."
"Sie kommen mit dem Fahrzeug aus Deutschland?"
"Nein, gerade im Moment kommen wir aus Kenia"
"Aha. Was ist Ihre Mission?"
"Wir sind Touristen"
"Touristen? Was macht ein Tourist? Erklären Sie es mir bitte"
"Wir reisen durch verschiedene Länder, weil wir uns dafür interessieren."
"Soso, Sie interessieren sich für unser Land. Was interessiert Sie denn daran?"
"Wir interessieren uns für die Menschen, die Landschaft, die Tiere ..."
"Die Menschen? Was genau interessiert Sie denn an den Menschen?" - drohender Unterton ...
"Eigentlich interessieren wir uns nur für die Landschaft und die Tiere."
"Wer hat Sie geschickt? Ihre Regierung?"
"Nein, unsere Regierung hat damit nichts zu tun."
Spätestens jetzt wissen wir, dass wir keinen Schritt weiterkommen.
Ich überlege blitzschnell und merke, dass wir wichtiger werden müssen, als einfach nur Tourist zu sein. Wir müssen einer Organisation angehören.
Für die Menschen hier gehören Weiße grundsätzlich zu einer Organisation. Sie kennen keine Touristen, woher auch. Ich könnte ihnen erzählen, wir seien von Ärzte-ohne-Grenzen aber erstens hatte ich die Befürchtung, sie könnten mich später dazu auffordern, irgendwen zu operieren, und zweitens kommen Ärzte-ohne-Grenzen selten in einem grünen G vorgefahren Also erkläre ich dem autoritären Herrn, der hinter einem mehrfach mit unterschiedlichsten Materialien wieder zusammengezimmerten Schreibtisch unter dem Foto seines Präsidenten sitzt, dass ich im Auftrag der Organisation Wüstenschiff unterwegs bin Wüstenschiff interessiert sich hauptsächlich für die Infrastruktur des Landes sowie die Tierwelt Kongos und wird darüber in Fachzeitschriften berichten. Das ganze klingt plausibel, haben wir doch den Wüstenschiff-Sticker auf dem Auto. Zur Untermauerung lege ich ihm noch eine Wüstenschiff-Visitenkarte vor. Der Chef de Territoire ist beruhigt und wird uns nun ein Permit zum Aufenthalt in seiner Stadt ausstellen lassen. Diese Genehmigungen - so erklärt er uns - seien in jeder Stadt bei Ankunft einzuholen.
Ein Gebäude weiter, ebenfalls eine Ruine. Die Fenster sind zugemauert, nur ein Schießschacht ist frei. Ein Soldat zielt mit seiner AK 47 durch den Schlitz nach draußen - auf wen auch immer. Wir können kaum etwas sehen, eine kleine Lampe spendet diffuses Licht. Vor mir sitzt ein Mensch hinter einer riesigen alten Triumph Adler und nimmt meine Daten auf:
Name, Wohnort, Geburtsdatum, Schulausbildung (!), Fremdsprachen (!), Beruf ... Nachdem ich meinen Beruf genannt habe, werde ich barsch darauf hingewiesen, dass ich eben doch behauptet hätte, ich sei Tourist. Ich gebe mich endgültig geschlagen und sage ihnen, sie sollen als Beruf Tourist in ihr Formular tippen. Ein Passbild rundet das ganze ab, ich unterschreibe den Krempel und alles wird schön säuberlich in einem völlig verstaubten Aktenordner abgeheftet, der in einem schiefen Regal landet. Anschließend werden 10 US$ gefordert für diesen Service. Wichtig, wie ich als Wüstenschiff-Mitarbeiter auf meiner Mission jetzt aber bin, erkläre ich freundlich aber bestimmt, dass ich bereits 64 € für ein Visum bezahlt habe, das mich berechtigt, das komplette Land zu bereisen. Auf seinen Einspruch erwidere ich noch bestimmter, dass seine Regierung es sicherlich nicht gerne sieht, wenn die Wüstenschiff-Mission durch zu hohe Kosten behindert wird Ich schenke ihm, weil Heiligabend ist, für seine Mühe einen meiner Kugelschreiber, denn sein Bic war nur mit mehrmaligem anhauchen zum Leben zu erwecken. Zufrieden ist er damit nicht.
Vier Stunden sind vergangen, und endlich dürfen wir in den Hafen!
Im Hafen liegen genau zwei Schiffe am Pier. MV Baraka - der Name ist Programm! - und MV Maman Juliana.
Chef der MV Maman Juliana ist Papa Lutimba. Wir überlegen, ob es möglich ist, das Auto irgendwie auf diesen Fischkutter zu bekommen. "Pas de problème" meint Papa Lutimba. Pier und Boot sind eine Ebene, ein paar Planken gelegt, draufgefahren und fertig. Wir verhandeln den Preis der Fahrt, danach mit den Jungs vom Hafen den Preis der "Verladung" - denn Lutimba ist nur für den reinen Transport zuständig und das Schiff beladen dürfen nur die Hafenarbeiter. Maman Juliana legt am nächsten Tag um 14 Uhr ab - Papa Lutimba will uns morgen früh über Handy informieren, wann wir zum Hafen kommen sollen.
Begeisterung steht in unserem Gesicht geschrieben -
alles wird gut! In Afrika geht immer was ...
Nun fahren wir erst einmal - zum gefühlten 100sten Mal heute - den Hügel wieder hinauf nach Moba und
suchen uns einen Platz für die Nacht!